Dienstag, 10. Januar 2017

Acht Tage auf der Insel


Koh Rong. Eine Insel vor Kambodschas Küste. Mit viel Dschungel im Inselinneren, umrandet von weißen Sandstränden. Wir fahren mit einer “speed ferry“ nach koh touch, wo wir in ein kleineres Boot verladen werden um nach “sok san village“ gebracht zu werden. Dank einiger Verspätung wird es schon dämmrig bei unserer Ankunft.
Wir hatten im Vorfeld ein “breachfront Bungalow“ gebucht, aber wir hatten schlechtes geahnt und tatsächlich war man vor Ort ein wenig verwundert über unsere Ankunft und unser gebuchtes (und bereits bezahltes) Bungalow war nicht frei. Aber das dürfte hier regelmäßig vorkommen, denn alle anderen, die mit uns ankamen, bekamen auch nicht das, was sie gebucht hatten. Wir jedenfalls verbrachten unsere erste Nacht auf der paradiesischen Trauminsel in einer Art Reihenhausbungalow, gebaut auf Stelzen über einem stinkenden Tümpel, in den direkt etliches Duschabwasser tröpfelte. Sobald jemand den Steg betrat, wackelte die ganze Konstruktion. Gleich hinter unserer neuen Bleibe stand der Stromgenerator, der laut ratternd (tuk tuk tuk) den Ort mit Strom versorgte. Und auch wenn in unserem Bungalow nur wenige Stunden Elektrizität verfügbar war: das Brummen des Generators und die betrunken Teenager im Zimmer nebenan gaben uns die ganze Nacht Gewissheit, das wir uns in einer zivilisierten Gegend befanden. Jedenfalls in einer Gegend mit elektrischem Licht. Jedenfalls nicht in absoluter Abgelegenheit, jedenfalls weit weg von Inselidylle. Ganz bestimmt nicht das, was wir uns erwarteten. 

Unsere erste Nacht verbrachten wir hier:

Aber uns wurde ja versprochen, das wir am nächsten Tag in eines der schönen (und gegebenenfalls ruhigen) Bungalows am Strand ziehen dürften.
Als uns der Gockel nach einer Nacht mit sehr wenig Schlaf pünktlich um 6 Uhr weckte, machten wir uns auf die Suche nach dem einsamen und paradiesischen Strand, der angeblich irgendwo hier sein sollte. Und es dauerte tatsächlich nicht lange und wir waren restlos begeistert von dem klaren Wasser und dem feinen weißen Sand. Früh morgens war noch nicht viel los (was darauf schließen lässt, das die meisten hier vielleicht gut schlafen können. Also irgendwo muss es sie geben, die halbwegs komfortablen Behausungen), was die Landschaft noch entrischer anmutenden lies. Der Stand ist angeblich sieben Kilometer lang und wir gingen einfach mal darauf los.


Irgendwann erreichten wir, nach (gefühlten) Stunden des Gehens ein einsames Restaurant am Strand. Es war ohnehin Zeit für Frühstück, also blieben wir eine Weile und stellten fest, dass es hier auch ein paar Bungalows gab. Hier wäre es traumhaft. Leider haben wir kein Glück. Alle Zimmer sind ausgebucht. Nach dem schönen Vormittag gingen wir frustriert zurück ins Dorf. In den “sok san new beach bungalows“ hatte man uns doch gestern noch Strand Bungalows versprochen. Als wir danach fragten, tat man wieder verwirrt und es sei nichts frei. Erst als wir unser Geld zurück verlangen, war dann doch was frei.
Da war es dann schon schöner. Unsere Nachbarn jedenfalls, ein Ehepaar aus Uruguay, sagte es sei sehr nett. Man würde nur das rauschen des Meeres und am Morgen den Gockel hören. Aber keinen Generator. Immerhin. Viel besser! Gut, unsere Betten wurden jetzt zwar nicht extra für uns frisch bezogen. Und unser Abfluss führte direkt und Meer (weshalb wir umweltbewussten Personen auf Duschgel und Shampoo weitgehend verzichteten). Aber ansonsten war es schon besser.

Unser beachfront Bungalow.

Und dann verbrachten wir einige ganz entspannte Tage. Schlafen.Essen. Baden. Lesen. Baden. Und spazieren gehen. Auch am nächsten Tag sind wir wieder die vielen (realistisch geschätzten zwei) Kilometer zu dem schönen Ort am einsamen Stand gewandert, wo wir zufällig beobachteten, wie ein Pärchen einchecken wollte, dann aber aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen unzufrieden war und mit Sack und Pack ins Dorf abgewandert. Wir witterten die Chance und fragten noch mal nach. Und juhu, die Freude war groß, denn deren Unzufriedenheit war unser Glück und wir reservierten gleich das frei gewordene Zimmer.

Die Strandbar unserer neuen Bleibe, “coconut blvd“.

Mit der Gewissheit bald die Ruhe und Einsamkeit genießen zu können, sahen wir das Fischerdorf mit anderen Augen: hinter den am Strand gestapelten Touristen gab es in der zweiten Reihe einige nette und authentische Orte. Hier zwischen freundlichen Einheimischen, Hühnern, Hundewelpen, einer gehörigen Portion Schmutz, Obstständen, einer wackeligen Brücke aus ein paar Holzbrettern, viel Provisorium und Chaotischem konnte man jede Menge Charme finden.

Das Dorf “sok san“.

Die einzige Straße durch den Ort. 




An unserem vierten Tag auf der Insel wurden wir vormittags schließlich von einem kleinen wackeligen Kahn abgeholt. Wir hatten schon befürchtet, es würde niemand kommen um uns zu holen, denn in der Nacht zuvor kam plötzlich sehr starker Wellengang auf. Wir hatten schon Angst unser Zimmer könnte weggespült werden und unter dem einfachen Bretterboden konnte man durch die großen Spalten die Wellen hören und die Gischt sehen.
Doch pünktlich um 10 Uhr war das Schiff zu sehen und legte am Steg an. Gut. Kleine Boote können nicht sinken (dafür umso leichter kentern). Das Anlegemanöver dauerte lange und die beiden jungen Bootsleute blicken sich immer wieder beunruhigt an als die kleine Nußschale wieder besorgniserregend von den großen Wellen aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Allerdings war das Boot dann doch gut vertaut und wir sollten mit samt unserem schweren Gepäck an Bord gehen.
Mit den Worten “slow slow“ versuchte der Seemann uns und sich zu beruhigen. Es war nicht weit und die beiden wussten, was sie taten, so erreichten wir sicher und (fast) trocken unser Ziel.

Dieser Kahn holte uns ab. Einen Tag später wirkte es noch weniger vertrauenswürdig.

Die “coconut blvd bungalows“. Unser entspanntes Inselleben nahm hier in aller Ruhe seinen Lauf.

Der Weg von unsrem Zimmer zum Strand.

Faul waren wir dabei keineswegs. Wir sind den ganzen Stand abgewandert. Dabei stellten wir erschrocken fest, dass der Stand in naher Zukunft in eine Art südostasiatisches Bibione verwandelt werden könnte. Mittels Brandrodung weicht der strandnahe Dschungel verbrannter Erde, Bagger stehen bereit und die ersten Hütten der gigantischen Ferienanlage stehen bereits.
Die Baustelle zieht sich über mehrere Kilometer. Wir sind schokiert von den Ausmaßen, der unökologischen Bauweise und davon, dass hier in ein zwei Jahren nichts mehr so sein wird wie heute...

Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug in den Dschungel. Angeblich gibt es in der Nähe vom Dorf einen Wasserfall, der zwar nur während der Regenzeit richtig spektakulär sei, aber da die Regenzeit noch nicht so lange her ist und es am Vorabend gestürmt hat und sich monsunartiger Regen ergoss, könnte der Wasserfall schon noch ein wenig Wasser führen. Also sind wir los gezogen. Gefunden haben wir ihn zwar letztlich nicht, aber die Wanderung war trotzdem sehr schön und führte uns über abenteuerliche Pfade durch den Dschungel.




Nur den letzten Tag verbrachten wir faul am Strand. Die einzigen Wege die wir an diesem Tag zurücklegen führten von der Hängematte ins Meer oder von der Hängematte zur Bar.


Und dann war eine sehr schöne Zeit auf einer sehr schönen Insel wieder vorüber. Zeit für die Heimreise.

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