Donnerstag, 12. Januar 2017

Das Abenteuer, wonach wir verlangten

Würden wir immer nur davon berichten, wie herrlich blau das Wasser ist, wie hell der Sand und so fein, dass es beim gehen quietscht. Und davon, dass das Wetter schön ist. Und dass das Essen sehr gut schmeckt. Dann würde es klingen wie der einfallslose Grüß auf einer Postkarte. Wir wollten ja etwas erleben, damit es nicht langweilig wird. Und damit man etwas erzählen kann.

Nachdem wir ein bisschen länger als eine Woche auf Koh Rong verbrachten, wollten wir auf den selben Weg zurückfahren, wie wir gekommen sind. Also von Sok San Village mit einem modernen, flotten Motorboot nach Koh Touch, von dort mit der Speed Ferry ans Festland. Tickets hatten wir schon, die Plätze bereits vor ein paar Tagen gebucht.

Da das Meer immer noch rau war, war es diesmal nicht möglich mit dem kleinen Kahn vom Coconut BLVD zum Pier im Dorf befördert zu werden. Der lag halb vom Sand begraben an Strand. Also bestellte man uns zwei “motos“, also zwei junge Burschen mit Motorrädern. Vorne jeweils ein Rucksack, hinten drauf wir. Und dann ging es über die mehr-oder-weniger-vorhandenen Straßen, sandige Pisten und solche Dinge. Meine Mama würde sich hier vielleicht schon Sorgen machen.

Dann waren wir am Pier. Wir und vier andere Personen, die auch darauf warten, abgeholt zu werden. Entgeisterte Gesichter. Denn: kein Boot. Zu wellig. Also, die Fähren-company schickt zumindest kein Boot. Es bestünde jedoch die Möglichkeit für $5 pro Person mit einem Taxi Boot zu fahren. Okay, statt dem flotten Speedboat, das wahrscheinlich eher nicht kentern würde, bietet man uns an, mit einem der wackeligen longtail boats zu fahren. Und statt gratis, mit Aufpreis. Aber so ist das halt hier. Wollten wir alles nach Plan und pipifein sicher, dann hätten wir eben an die Ostsee fahren müssen (nur, das es dort eben zur Zeit nicht ganz so warm ist. Was die Ostsee Option irgendwie unattraktiv macht). Und pünktlich oder zuverlässig sind weder Deutsche Bahn, noch Flixbus.



Also. Ab ins Boot. Ob wir alle schwimmen können, werden wir gefragt. Ja. Die Rucksäcke nur nicht, antwortet eine junge Frau. Los geht's. Fabian und ich denken noch, wir hätten schon waghalsigeres gewagt*. Aber die Fahrt wurde wirklich abenteuerlich. Man konnte zuschauen, wie der Bug auf die Welle hochkletterte. Und dann stürzte man wieder hinunter, und das Wasser spritzte ins Gesicht. Und man sah bereits, wie sich die nächste Welle vor uns auftürmte. Richtig gefährlich fühlte es sich aber erst an, als wir parallel zu den Wellen fuhren, das Boot sich zur Seite legte und zu kentern drohte. Wir waren nie weiter als vielleicht drei Schwimmbadlängen vom Ufer entfernt. Wir hätten also schwimmen können. Und im Kopf fertigte ich schon die Liste für die Reiseversicherung an. Irgendwann kamen wir doch an, in Koh Touch. Ohne zu schwimmen. Und gerade noch erwischten unsere Speed Ferry. Da gestaltete sich die Fahrt nicht riskant. Höchstens für den Magen.

Und dann waren wir in Sihanoukville. Ein nicht weiter nennenswerter Ort. Dort blieben wir auch nur eine Nacht, bevor es am nächsten Tag weiter ging nach Thailand. Koh Chang.

*Exkurs: vor eineinhalb Jahren waren wir in Indonesien. Wir wollten mit einer recht keinen Fähre, die hauptsächlich von Einheimischen zum Transport etlicher Dinge genutzt wurde, wie Roller, Matratzen, Eier und Reis, auf die Togians übersetzen. Erst ging alles ganz gut, die See war ruhig, Delfine spielten vor uns fangen. Doch dann deutete Captain nine (der so heißt, weil ihm ein Finger fehlt) mit besorgtem Gesichtsausdruck und einer eindeutigen Handbewegung hohen Wellengang an. Wir fuhren deshalb zurück zum Festland und warten dort fast den ganzen Tag. Erst gegen abends fuhren wir los. Und auf hoher See gingen wirklich hohe Wellen. Wir lagen oben auf dem Deck, die Rucksäcke​ hatten wir festgebunden. Und wir klammerten uns fest, und das Schiff schaukelte und wir wurden ordentlich nass. Und Mulla, ein Einheimischer, den wir später noch kennenlernten, klammerte sich auch irgendwo fest und sah verängstigt drein. Ein riesiger Blutmond stand am Himmel und als wir auf Poyalisa ankamen, war es bereits dunkel. Aber wir kamen an.

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